Auf der Strasse

Tandemtouren in aller Welt

Discover the world on three wheels


Auf der Spur der Dampfloks - Radtour durch den Westen Canadas 2000

Allgemeine Informationen und Statistik der Gesamttour

Gesamtstrecke: 2.072 km

Die Entstehungsgeschichte unserer 2000er Canadatour war etwas kurios. Im Winter 1999/2000 lasen wir in einer Wochenendzeitung über den Kettle Valley Railway einen kurzen Beitrag, da war die Idee geboren, das wir das auch machen wollen. Also besorgten wir uns Informationen über den Track (u.a. das unten aufgeführte Buch "Cycling the Kettle Valley Railway", welches ich zur damaligen Zeit nur über eine Spezialversand für ausländische Literatur ("Missing-Link") bekommen konnte) und überlegten uns was wir alles zusammen machen könnten.

So ergab sich eine etwas ausführliche Reiseplanung, Start sollte in Vancouver sein, dann wollten wir zuerst in den Norden zu den Bowron Lakes zum Paddeln, weiter nach Jasper um den berühmten Icefield Parkway zu radeln und als Abschluss dann die gesamte Strecke entlang der Kettle Valley Railway von Castlegar bis ganz in den Westen nach Hope und weiter bis Vancouver zu radeln. Die grossen Strecken dazwischen wollten wir mit dem Geyhound Bus zurücklegen, dort fragten wir vorher an, ob wir die Fahrräder im Bus mitnehmen können. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch kein Tandem hatten, war es mit Einzelfahrrädern kein Problem.

Allgemeine Informationen

Nachfolgend einige Informationen über die drei Stationen unserer Tour. Genauere Informationen findet man dann unter den entsprechenden Tagebucheinträgen. Einige wichtige Informationen möchte ich aber hier im Vorfeld zusammenfassen.

Literatur

Die folgenden drei Bücher hatten wir uns in Deutschland organisiert und auf der Reise mit dabei:

Donnerstag 27.07.2000

Wir hatten einen Flug von Nürnberg aus nach Frankfurt, von dort aus sollte es weiter bis Chicago und dann bis nach Vancouver gehen. Wir wollten den Vorabendcheckin der Lufthansa am Nürnberger Flughafen nutzen, erlebten aber am Flughafen eine Überraschung. Bei Flügen in die USA bzw. Nordamerika darf die Fluglinie den Vorabendcheckinn des Gepäcks nicht machen. Jetzt hatten wir zwei Möglichkeiten, zum ersten mit allen Gepäckstücken wieder abzutreten und am nächsten Morgen wiederzukommen oder, welch Wunder, die Sachen trotzdem einzuchecken, sie aber am nächsten Tag in Frankfurt wieder in Empfang zu nehmen und für den Weiterflug nach Chicago wieder einzuchecken. Wir entschieden uns für die zweite Möglichkeit, zum Glück hatten wir in Frankfurt genug Aufenthalt, um den Weiterflug zu erreichen.

Der Flug von Frankfurt nach Chicago verlief ohne Probleme. Obwohl wir direkt nach Vancouver weiterfliegen wollten, mussten wir in Chicago unser Gepäck in Empfang nehmen und durch den Zoll bringen. Dies betraf auch die zwei Fahrräder. Wir wurden alle Sachen wieder los, unser Weiterflug nach Vancouver verschob sich dann um 2 h. Wir kamen erst gegen 20.oo Uhr in Vancouver an. Leider nur wir, unser Gepäck und auch die Fahrräder waren nicht mitgekommen. Somit fuhren wir ohne Gepäck zum vorgebuchten Hotel, welches wir gegen 23.oo Uhr erreichten.

Strecke: 0 km
Unterkunft: 0

Freitag 28.07.2000

Gegen 12.oo Uhr waren wir wieder zurück am Flughafen. Unsere Sachen hatten es immer noch nicht von Chicago nach Vancouver geschafft, am Schalter von United Airlines sagte man uns aber, die Sachen kommen mit dem Flieger um 12.15Uhr. Diese Info stimmte zum Glück und so konnten wir gegen Mittag alles packen und losradeln.

Unser erstes Ziel in Canada war der Busbahnhof von Vancouver. Von dort aus wollten wir am Abend mit dem Bus in Richtung Norden fahren. Wir fanden den Busbahnhof ohne Probleme, der Kauf der Fahrkarten klappte ebenso ohne Probleme und dann bekamen wir auch noch die Kartons zum Verpacken der Fahrräder geschenkt (zuerst sollten sie 12,-C$ kosten, dann nur noch 10,-C$ und am Ende waren sie für uns kostenlos). Gegen 20.3o Uhr ging es dann los, viel bekamen wir von der Busfahrt nicht mit, da wir schnell vom Schlaf übermannt wurden.

Strecke: 24 km, Vancouver Flughafen - Vancouver Busstation
Unterkunft: 0

Samstag 29.07.2000

Gegen 07.oo Uhr kamen wir mit dem Bus in Quesnel an. Unsere Fahrräder wurden separat transportiert, kamen aber mit uns zusammen an. Somit konnten wir zu unsere erste richtigen Tour in diesem Urlaub aufbrechen. Von Quesnel aus ging es direkt in Richtung Osten, hin zu den Bowron Lakes. Wir rechneten mit einer Strecke von ca. 40 - 50 km, hatten uns aber im Vorfeld nicht ausreichend informiert. Die Strecke war auch nicht ganz einfach zu fahren, es ging ständig auf und ab. Der Verkehr war nicht allzu stark, wir hatten aber nach dem Flug und zwei kurzen Nächten reichlich zu kämpfen. Nach knapp 90 km, so gegen 18.oo Uhr konnten wir nicht mehr und schlugen unser Zelt in Wells auf. Für diesen ersten Fahrtag hatten wir jedenfalls genug.
Strecke: 87 km, Quesnel - Wells
Unterkunft: 10,70 C$

Sonntag 30.07.2000

Die erste Nacht im Zelt war ziemlich kalt, wir waren auf über 1000 m Höhe und doch ziemlich weit im Norden. Oder wir waren das Schlafen draussen einfach noch nicht gewohnt. Nach dem Frühstück und dem Packen machten wir uns auf den Weg zum Bowron Lakes Provincial Park, welcher noch ca. 30 km entfernt lag. Die Strasse dorthin war eine gravel road, aber gut zu befahren. Ausserdem ging es weitestgehend bergab, somit kamen wir gut voran. Unser Ziel war Becker's Lodge, welche wir gegen 13.oo Uhr erreichten. Die Lodge gehörte einem Deutschen, somit war die Verständigung kein Problem. Wir schlugen unser Zelt auf und radelten zum Registration Center um zu schauen, ob wir ein Permit für die Westroute bekommen können. Dies war zum Glück kein Problem, wir mussten aber um 17.oo Uhr zum Briefing wiederkommen. Das Bezahlen des Permits war dann nur am Tag des Aufbruches möglich. Somit hatten wir einen ruhigen Nachmittag und konnten in aller Ruhe alles mit dem Kanu für den nächsten Tag klären.

Um 17.oo Uhr ging es dann zum Briefing zur Rangerstation. Die meisten Informationen waren für die Leute die gesamte Runde fahren wollten. Zum Abschluss des Tages gönnten wir uns ein Abendessen im Lake View Restaurant an Becker's Lodge. Das Essen schmeckte sehr gut, kostete aber mit einem Getränk und Trinkgeld für uns beide 50,-C$.

Strecke: 37 km, Wells - Bowron Lakes
Unterkunft: 15,- C$

Montag 31.07.2000

Das Aufstehen war heute reichlich früh angesagt, da wir baldmöglichst lospaddelt wollten. Somit krochen wir um 06.oo Uhr aus unseren Schlafsäcken. Nach dem Frühstück ging es nochmal zur Rangerstation, wir mussten noch das Permit bezahlen. Die Westroute kostete 50,-C$ für zwei Personen. Unsere Fahrräder und die Sachen die wir nicht mit auf die Paddeltour nehmen wollten, konnten wir an der Lodge unterstellen. Dafür hatten wir ja auch unser Kanu dort gemietet.

Es war unsere erste Tour mit einem Kanu. Wir hatten zwar schon einige Erfahrung mit einem Doppelkajak, mit einem Kanu und Stechpaddel waren wir erstmals unterwegs. Somit ging es zu Beginn etwas eirig über den See. Wir kamen aber trotzdem gut voran, das Wetter war herrlich, fast zu heiss. Nachdem wir etwa 11 km gut voran gekommen waren, wurde es reichlich schwer. Der Wind hatte ziemlich plötzlich heftig aufgefrischt und kam uns direkt von vorn entgegen. Wir kamen kaum noch voran, so heftig war der Wind inzwischen geworden. Es wurde jedenfalls ein ziemlicher Kampf, wir schafften es mit Mühe bis zum nächsten Zeltplatz. Am Abend schlug dann das schöne Wetter um, es begann tierisch zu regnen und wollte auch den ganzen Abend nicht mehr aufhören.

Strecke: 0 km,
Unterkunft: 0

Dienstag 01.08.2000

Über Nacht hatte es zum Glück aufgehört mit regnen, das Wetter sah aber bei weitem nicht mehr so schön aus wie am Vortag. Nach dem Frühstück ging es wieder ins Kanu, zum Glück hatte sich der Wind gelegt, so dass wir wieder gut voran kamen. Dafür begann es jetzt doch noch leicht zu regnen. Unser Tagesziel war der Unna Lake, es gab 3 Portagen, wo wir das Kanu übers Land bewegen mussten. Die Portagen waren aber nicht allzu schwer. Somit erreichten wir den Unna Lake ohne Probleme. Nachdem unser Zelt stand, machten wir uns ohne Gepäck nochmal auf den Weg über den See. Auf der anderen Seite des Unna Lakes gab es eine kurze Wanderung, hin zu den Cariboo Falls, sehr sehenswert. Auf dem Rückweg zum Camp machten wir noch einen Abstecher zum benachbarten Rum Lake. Das Wetter war zwischenzeitlich zum Glück wieder besser geworden, am Abend kam sogar die Sonne nochmal raus. Mit dem Campingplatz am Unna Lake hatten wir unseren Umkehrpunkt der Paddeltour erreicht.
Strecke: 0 km,
Unterkunft: 0

Mittwoch 02.08.2000

Ab heute ging es schon wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Am Morgen war es extrem nebelig, man sah die umliegenden Berge nicht. Wie auf den Hinfahrt hatten wir noch eine Übernachtung vor uns, da wir auf der Hinfahrt einen sehr schönen Zeltplatz auf einer Landzunge gefunden hatten, blieben wir dort auch auf der Rücktour hängen. Wir waren schon gegen 13.oo Uhr dort angekommen, somit hatten wir dann für den nächsten Tag eine etwas längere Strecke vor uns. Viel passierte an diesem Tag nicht mehr, am späteren Nachmittag kamen weitere Paddler an. Einer von Ihnen war Alex, ein in den 70er ausgewanderter Pole, der in Canada lebte und arbeite. Mit Ihm hatten wir dann einen lustigen und interessanten Nachmittag. Man konnte sich echt gut mit ihm unterhalten. Er arbeitete übrigens als Wetterfrosch.
Strecke: 0 km,
Unterkunft: 0,- C$

Donnerstag 03.08.2000

Heute ging es auf die letzte Etappe, wieder zurück zu Beckers Lodge. Da in den letzten Tagen der Wind am Nachmittag immer extrem stark geworden war, wollten wir sehr früh aufbrechen, um dem Wind zu entgehen. Gegen 06.4o Uhr sassen wir somit schon im Kanu. Es war eine tolle Stimmung, die Seen lagen im dicken Nebel, es gab durch den Nebel fast keine Geräusche, selbst das Geräusch des eintauchenden Paddels hörte man kaum. Über den Bowron River ging es wieder zurück in den Bowron Lake. Dieser war nochmal ein langgezogener See, an dessen Ende unser Ziel lag. Im Bowron River sahen wir unter unserem Kanu die ersten Lachse ziehen, kein Wunder das es ringsum so viele Bären gab. Wir hatten übrigens keinen direkten Kontakt mit Bären, obwohl dies insbesondere auf der Bowron Lakes Tour nichts aussergewöhnliches ist. Man sollte jedenfalls nachts die Foodlocker verwenden. Wir sahen auf unserer Tour dafür aber jede Menge Elche, welche teilweise im Wasser standen und Algen und Seegras frassen. Somit kamen wir mit dem Kanu ziemlich dicht an sie heran, sie liessen sich aber von uns auch nicht stören.

Wir erreichten Beckers Lodge gegen Mittag. Somit hatten wir den ganzen Nachmittag noch für uns, nachdem wir das Kanu zurückgegeben und uns an der Rangerstation wieder zurück gemeldet hatten. Wir freuten uns insbesondere wieder auf eine schöne warme Dusche. Für den nächsten Tag hatten wir eine Autofahrt zurück nach Quesnel geordert, dies ging über den Chef von Beckers Lodge. Für 40,-C$ bekamen wir einen "Lift" und mussten nicht radeln.

Strecke: 0 km,
Unterkunft: 15,- C$

Freitag 04.08.2000

Nach dem Frühstück trafen wir uns mit unserem Fahrer, einem Deutschen der auf Beckers Lodge arbeitete. Er war noch nicht lange nach Canada ausgewandert. Nachdem unsere Räder und das Gepäck auf der Ladefläche des Pickups verladen waren, ging es los. Die Fahrt zurück nach Quesnel im Auto war deutlich schneller als die Hinfahrt. Unser Fahrer kannte jede Menge Geschichten aus der Gegend, so erzählte er uns u.a. dass der neue Polizeichef von Vancouver nach Wells versetzt wurde und anschliessend der Polizist mit den meisten Strafzetteln in B.C. wurde. Seither gab es in der Umgebung von Wells sogar Alkoholkontrollen, vorher war das wohl ein Unding. Damit verging die Fahrt schnell.

In Quesnel angekommen nahmen wir unsere Radkartons wieder in Empfang, welche wir für die paar Tage dort für wenige Dollar untergestellt hatten. Die Fahrräder wurden meist separat transportiert, somit gaben wir diese in Richtung Jasper auf und warteten selbst auf den Bus nach Kamloops. Wie beim Fliegen wurde das Gepäck durchgecheckt, wir sahen es erst in Jasper wieder. Gegen Mitternacht ging dann die Weiterfahrt nach Jasper los, am nächsten Morgen erreichten wir den Ort dann so gegen 06.4o Uhr. Man kann in den Greyhounds aber ganz gut schlafen, damit war es nicht allzu stressig für uns.

Strecke: 0 km, Bowron Lakes - Quesnel (Auto)
Unterkunft: 0,- C$

Samstag 05.08.2000

Mit uns zusammen kamen auch unsere Sachen in Jasper an. Der Bus vor uns hatte alle unsere Sachen mit an Bord. In Jasper war es am frühen Morgen reichlich kühl, wir waren noch etwas höher und von einigen hohen Bergen umgeben. Der Campingplatz lag 3 km vor der Stadt, dort stand eine lange Autoschlange. Wir fuhren mit dem Rad vorbei hin zur Rezeption und bekamen dort problemlos einen Platz zugewiesen. So hatten wir schon am frühen Vormittag unser Zelt stehen und konnten in Ruhe Wäsche waschen und Einkäufe erledigen.

Jasper ist eine schöne kleine canadische Stadt, sehr touristisch geprägt. Es gibt viele kleine Geschäfte und Kneipen. Nachdem wir unsere Sachen gewaschen hatten, nutzten wir den Nachmittag zu einem Ausflug zum Hausberg von Jasper, dem Mt. Whistler. Dieser erhebt sich direkt hinter Jasper und ist wohl so knapp 2500 m hoch. Kerstin hatte auf Grund der steilen Auffahrt bald keine Lust mehr zur Weiterfahrt und zog es vor zum Zeltplatz zurück zu radeln. Ich versuchte den Gipfel zu erreichen, kam an dem Startpunkt der Seilbahn vorbei, musste aber nach ca. 1 ½ h aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich in etwa die Baumgrenze erreicht, bis zum Gipfel waren es aber sicherlich nochmal ½ h Fahrzeit. Diese Zeit hatte ich dann nicht mehr, ich musste noch Fleisch fürs Abendessen einkaufen. An diesem Abend gab es unsere erstes BBQ in Canada.

Strecke: 34 km, Quesnel - Jasper (Bus), radeln um Jasper
Unterkunft: 15,- C$

Sonntag 06.08.2000

Wir hatten den Campingplatz in Jasper für 2 Nächte gebucht, somit blieb uns am heutigen Sonntag das Packen erspart. Wir wollten einen Tagesausflug zum Maligne Lake unternehmen, nach unseren Informationen etwa eine 100 km Tour. Die erste Hälfte der Strecke sollte nur bergauf gehen. War das Wetter zum Frühstück noch sehr schön gewesen, kam mal wieder ein schneller Wetterumschwung, mit Wolken und ersten kleinen Regentropfen. Es war aber nicht allzu viel was da vom Himmel runterkam, somit entschlossen wir uns doch aufzubrechen. Die Strecke ging zwar kontinuierlich bergauf, bis auf 1 - 2 kurze steile Abschnitte, war die Strecke aber gut zu befahren. Nach etwa 30 km erreichten wir den Medicine Lake, ab dort verschlechterte sich das Wetter zusehens. Es wurde durch die Gewitter deutlich kälter, der Regen nahm wieder zu und ausserdem haten wir starken Gegenwind. Vom Medicine Lake gibt es herrliche Fotos, bei Sonne und leichter Bewölkung. Unter den jetzigen Wetterbedingungen bot er kein aussergewöhnliches Bild und so entschlossen wir uns die restlichen ca. 20 km bis zum Maligne Lake nicht mehr zu radeln, sondern umzukehren und die gleiche Strecke wieder zurück nach Jasper zu fahren. Der Rückweg ging dann logischerweise nur bergab, durch die gesunkenen Aussentemperaturen und den Regen war es aber auch kein richtiges Vergnügen. Insbesondere auf diesen Höhen in den Rockys muss man jederzeit mit Wetterumschwüngen und damit verbunden stark sinkenden Temperaturen rechnen. Der Rest des Tages war dann auch von mehr oder weniger starken Regenschauern geprägt.
Strecke: 62 km, Tagestour um Jasper
Unterkunft: 15,- C$

Montag 07.08.2000

Ab heute sollte es mit dem radeln so richtig losgehen. Wir wollten den Icefield Parkway von Jasper bis Banff radeln. Die Strecke ist so knapp 300 km lang und führt durch den Jasper und Banff Nationalpark. Von dem Höhenprofil her beginnt man in Jasper bei rund 900 m und muss über zwei 2000er Pässe. Unsere geplante Tagestrecke lag bei 50 km, dann sollte es einen Campingplatz geben. Kurz nach der Wegfahrt in Jasper hatten wir die erste Begegnung mit einem Bären, besser gesagt Kerstin. Ich war den Berg schon hochgefahren, Kerstin wurde einige 100 m hinter mir von einem Bären überrascht. Die Begegnung blieb aber ohne Folge, der Bär verschwand wieder im Wald, ohne Kerstin zu nahe zu kommen. Wie man sieht, es ist nicht immer gut der Erste zu sein, es ist aber definitiv nicht gut der Letzte zu sein.

Kurz hinter Jasper passierten wir die Rangerkontrollstation an der Strasse. Dort mussten wir den Parkeintritt bezahlen, für jeden Tag 10,-C$. Wir gaben unsere geplante Fahrzeit mal mit 4 Tagen an, also mussten wir 40,-C$ löhnen. Dort erfuhren wir auch, dass es auf den Zeltplätzen kein Leitungswasser gibt und das Wasser aus den Handpumpen unbedingt abgekocht werden muss. Die erste grössere Abwechslung auf der Strecke waren die Alabasca Falls, welche direkt neben der Strasse lagen. Unser Tagesziel war der Campingplatz Honeymoon Lake. Als wir ankamen, hatten wir noch die freie Platzwahl, am späteren Abend füllte sich der Platz aber noch komplett. Als Wasserversorgung gab es eine Pumpe auf dem Campingplatz, das Baden im See mussten wir aber auf Grund der etwas kühleren Aussentemperaturen aber ausfallen lassen.

Strecke: 52 km, Jasper - CP Honeymoon Lake
Unterkunft: 10,- C$

Dienstag 08.08.2000

Die heutige Tour sollte am Columbia Icefield enden, einem der Highlights auf dem Icefield Parkway. Somit brachen wir möglichst früh auf, um dort einen freien Campingplatz zu bekommen. Am Morgen war es noch reichlich frisch, erst als die Sonne höher stand, wurde es angenehmer. Auf dem Weg dorthin kamen wir an den "Bubbling springs" vorbei, welche sich für eine kurze Rast anboten. Wasser aus dem Berg wurde durch eine Art Quelle im Sandboden an die Oberfläche gedrückt und bildet dort Blasen und "Sandnebel".

Unser Tagesziel war für uns schon weithin sichtbar, bevor wir es erreichten, mussten wir aber noch einen ca. 4 km langen und extrem steilen Anstieg überwinden. Kleine und willkommene Unterbrechung auf diesem Anstieg waren die Tangle Fall. Nachdem wir den Anstieg endlich hinter uns hatten, hiess es weiter kämpfen. Oben auf dem Pass hatten wir dann extremen Gegenwind, somit wurden die letzten 4 - 5 km nochmal zu einem ziemlich Kampf. Dann hatten wir den Campingplatz am Columbia Icefield endlich erreicht, der Campingplatz war zu dieser Zeit noch reichlich leer. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, gingen wir zum Icefield Centre, welches ungefähr 2 km vom Zeltplatz entfernt lag. Von dort starteten die Bustouren auf den Gletscher, mit 26,-C$ pro Person wären wir dabei gewesen. Wir machten die Tour aber nicht. Tagsüber hatten wir eine Gruppe von deutschen Radlern getroffen, die mit einer organisierten Tour unterwegs waren. Ein Begleitfahrzeug transportierte das Gepäck, versorgte die Radler und nahm auch mal einen müden Radler mit. So kann man auch einen Radurlaub machen.

Strecke: 56 km, CP Honeymoon Lake - CP Columbia Icefield
Unterkunft: 10,- C$

Mittwoch 09.08.2000

Die Nacht war wieder ziemlich frisch, früh war es dementsprechend nicht so leicht aus dem warmen Schlafsack zu kommen. Dies ist immer der schwierigste Moment, wenn man aus dem warmen Sack raus muss. Am Abend und in der Nacht hatte sich der Campingplatz komplett gefüllt, selbst auf unserem Autoparkplatz stand am Morgen ein Zelt. Nachdem wir unsere Räder wieder gepackt hatten ging es gleich zu Beginn der Tagestour über einen Pass. Der Anstieg war aber nicht mehr allzu lang und steil, auf der anderen Seite gab es dafür eine lange Abfahrt. Die Sonne kam jetzt so richtig über die Berge, somit wurde es warm und wir konnten endlich kurze Radklamotten anziehen. Dies ist in den Bergen teilweise das Problem, solange die Sonne noch nicht voll über die Berge kommt, war es am Morgen noch reichlich frisch.

Gegen Mittag hatten wir dann Saskatchewan Crossing erreicht. Dort gab es eine Tankstelle und einen Laden. Wir hatten etwa 50 km geschafft und bis hierher war die Strecke nicht schwierig zu fahren gewesen. Bis zu unserem Tagesziel hatten wir noch gut 20 km vor uns, diese waren dann deutlich härter. Das Ziel war der Waterfowl Lake Campground, bis wir dorthin ging es noch reichlich bergauf, ausserdem hatten wir wiedermal reichlich Gegenwind. Irgendwann hatten wir es dann endlich geschafft, die letzten Meter bis zum Zeltplatz ging es bergab. Der Zeltplatz lag wunderschön am See, direkt am Zufluss eines Flusses mit Gletscherwasser. Hier gab es auch mal wieder trinkbares Leistungswasser. Nur Baden konnten wir nicht, dafür war das Wasser des Flusses und des Sees zu kalt.

Strecke: 71 km, CP Columbia Icefield - Waterfowl Lake CP
Unterkunft: 13,- C$

Donnerstag 10.08.2000

Unser Tagesziel war heute Lake Louise, die Strecke dorthin war wieder zweigeteilt. Zuerst ging es über einen Pass, der Bow Pass ist der höchste Punkt auf dem Icefield Parkway. Es geht dort bis auf 2070 m hoch. Danach geht es in Richtung Lake Louise nur noch bergab. Wir "verlängerten" die Auffahrt zum Bow Pass noch durch einen Abstecher zum Peyto Lake, dies brachte noch einige zusätzliche Höhenmeter und kostete noch etwas an zusätzlicher Kraft. Der türkisblaue See war die Anstrengung aber wert.

Die weitere Fahrt bis Lake Louise war dann ganz angenehm und verlief ohne Probleme. Der dortige Zeltplatz war laut Schild an der Rezeption ausgebucht, wir fragten aber trotzdem ob es nicht eine Campingmöglichkeit gab. Und es gab eine solche Möglichkeit, beim einchecken konnte man angeben, ob man den Platz allein belegen wollte oder ihn mit weiteren Campern teilen will. Wir bekamen einen solchen schon belegten Platz zugewiesen. Es waren zwei Deutsche aus Freiburg, die mit dem Rad in Calgary gestartet waren und den Icefield Parkway in entgegengesetzter Richtung (von Banff nach Jasper) radeln wollten. Etwas später kam noch ein Wanderer hinzu und schlug sein Zelt auf, somit gingen die Gesamtkosten des Platzes durch 3 Parteien - extrem günstig für alle. Den Rest des Nachmittages nutzen wir, um mit dem Bus bis zum Lake Louise und dem Fairmont Chateau Hotel zu fahren. Dort war echt der Teufel los, eine Unmenge von Leuten war unterwegs. So viel Trubel waren wir in den letzten Tagen nicht mehr gewohnt. Am Abend gab es dann auf dem Campingplatz noch eine Theatervorführung über Bären, echt lustig das Ganze.

Strecke: 67 km, Waterfowl Lake CP - Lake Louise
Unterkunft: 6,- C$

Freitag 11.08.2000

Heute stand die letzte Strecke des Icefield Parkways auf dem Programm, es ging nach Banff. Die Strecke war gut befahrbar, es ging überwiegend bergab. Nur das Wetter war unbeständig, wir waren nach dem Frühstück direkt nach einem Regenschauer aufgebrochen, unterwegs sah es immer wieder nach Regen aus, wir kamen aber glücklich durch. Kurz vor Banff gab es mit dem Johnston Canyon noch eine schöne Abwechslung. Und zusätzlich sahen wir unseren ersten Schwarzbären in freier Natur. Er war aber mit einem Peilsender versehen und wurde von zwei Rangern per Funkempfänger "überwacht".

Der Campingplatz in Banff lag ganz oben am Berg über der Stadt, die Anfahrt war nochmal eine schöne Anstrengung, so zum Tagesabschluss. Dafür bekamen wir ohne Probleme einen freien Platz. Wir nutzten den Nachmittag um uns die Bustickets für die Weiterfahrt am nächsten Tag zu organisieren und bei einem Radladen nach Pappkartons zu fragen. So verbrachten wir dann den Rest des Tages, zum Abendessen gab es Grille über dem Holzfeuer. Dabei rutschte mir ein Stück Fleisch vom Grill ins Feuer, ich konnte es aber schnell retten.

Strecke: 79 km, Lake Louise - Banff
Unterkunft: 21,- C$

Samstag 12.08.2000

Wir hatten heute noch einen ganzen Tag in Banff zur Verfügung, da unser Bus erst am Abend fahren sollte. Auf dem Zeltplatz konnten wir für 5,-C$ noch bis zum Abend stehen bleiben. Die Umgebung von Banff bietet einige schöne Spots. Diese konnten wir in Ruhe anschauen, ohne Gepäck. Es gabe ein altes Hotel direkt am Fluss und auf dem Weg zu einigen Bieberdämmen sahen wir, nicht weit vom Weg entfernt einen badenden Bären. Dies zeigte uns dann auch, warum überall in der Stadt bärensichere Mülltonnen stehen. Viel passierte dann nicht mehr, wir fuhren zurück zum Campingplatz und packten unsere Sachen. Dann ging es zur Geyhound Station, ich holte noch die beiden gebrauchten Radkartons (für welche wir 10,70 C$ zahlen mussten), dann ging es an verpacken. Einen kleinen Schreck gab es dann beim Einchecken, unsere Räder sollten erst einen Tag später in Castlegar eintreffen.
Strecke: 45 km, Tagestour um Banff
Unterkunft: 5,- C$

Sonntag 13.08.2000

Unser Tag begann im Greyhound Bus, gegen 0.45 Uhr kamen wir in Cranbrook an, eine Zwischenstation auf unserem Weg nach Castlegar. Die Verbindung war insoweit nicht ganz optimal, da wir jetzt fast 5 h Aufenthalt hatten, bis es weitergehen sollte. Die Greyhound Station hatte nachts geschlossen, der Busfahrer empfahl uns aber einen Robin's Donut in unmittelbarer Nähe, der die ganze Nacht offen hatte. Dort gingen wir dann hin, um die Zeit totzuschlagen. Es wurden reichlich zähe Stunden, wir kamen mit zwei Polizisten ins Gespräch, die in ihrer Nachtschicht hier Kaffee tranken. Die einzige Aufregung kam so gegen 04.oo Uhr morgens, als ein Busfahrer in den Fastfood Laden kam und fragte, ob hier zwei Personen mit Fahrrad auf den Bus warten. Wir hatten uns mit der Zeitzone vertan. Wir dachten wir wären schon in der nächsten Zeitzone, die Grenze verlief aber nicht wie wir dachten an der Staatengrenze zwischen Alberta und British Columbia, sondern erst innerhalb von British Columbia, einige Kilometer weiter westlich. Somit hätten wir unseren Bus fast verpasst, zum Glück sah der Busfahrer, das noch Fahrgäste fehlten.

Gegen 09.oo Uhr erreichten wir dann Castlegar. Unsere Fahrräder waren zum Glück auch gleich mitbekommen. In der Greyhound Station bekamen wir noch einen guten Tip für einen schönen Zeltplatz in einem State Park. Wir verbrachten einen ruhigen Tag in Castlegar, schauten uns das Museum in Castlegar an. Weiterhin gab es noch ein russisches Haus mit Zwiebeltürmen auf der Zuckerberg Insel. Ich fuhr noch allein bis zum Startpunkt der Kettle Railway Bahn-Radstrecke. Dieser lag noch etwa 10 km von Castlegar entfernt, dort war es dann zum Glück so wie im Buch beschrieben, was mich für die weitere Tour positiv stimmte.

Strecke: 68 km, Banff - Castlegar (Bus), radeln um Castlegar
Unterkunft: 12,- C$

Montag 14.08.2000

Bevor wir auf den Trail aufbrachen, mussten wir nochmal unsere Essensvorräte auffrischen. Dann packten wir alles zusammen und liesen uns auf das Abenteuer Kettle Valley Railway (KVR) ein. Die ersten 10 km kannte ich ja schon vom Vortag, es ging auf Teer bis zum Startpunkt der alten Bahnstrecke. Dort begrüsste uns erst mal ein Schild, dass das Passieren verboten sein. Wir liesen uns aber davon nicht aufhalten. Offiziell gehört dieser Teil der Strecke nicht zum KVR, sondern zur Columbia & Western Railway. Auf den ersten Kilometern lagen noch die Schienen, waren aber mit Dreck weitestgehend aufgefüllt. Dann fehlten die Gleise, dafür lag noch der Schotter auf dem Weg. Dieser sollte sich dann für mein Hinterrad als zu wild herausstellen. Ich zog mir einen schönen Riss im Mantel zu, welchen ich nur notdürftig mit einem Stück Plastik flicken konnte. Nachdem wir endlich wieder weiter fahren konnten, war an das Erreichen unseres Tageszieles nicht mehr zu denken. Nach 6 km wurde der Weg jedenfalls wieder deutlich besser, wir konnten wieder fahren. Da es aber ständig bergauf ging, kamen wir kaum schneller als 9 km/h voran. Die Strecke war echt toll, es gab einige riesige Holzbrücken, über die wir mussten. Auf diesen gab es keine geschlossene Fahrdecke. Durch die Holzbohlen hindurch konnte man live in die Tiefe schauen, ein Geländer gab es auch nicht. War ein tolles Erlebnis.

Unsere Strecke führte über einige solcher Brücken, als zusätzliches Schmankerl gab es noch einige kurze Tunneldurchquerungen. Wir fuhren bis gegen 19.oo Uhr, dann kamen wir am Bulldog Tunnel an und fanden dort auch endlich eine Zeltmöglichkeit. Wir hatten vorher keine geeignete Zeltmöglichkeit gefunden. Direkt vor dem Tunnel fanden wir aber eine solche Stelle, fliessend Wasser gab es von den Tunnelwänden. Nachdem wir heute gut 500 Hm zurückgelegt hatten, wurde es mit dem Sonnenuntergang auch gleich reichlich kühl. Die Nacht war dann schon etwas unheimlich, so ganz abseits von jeglicher Ansiedlung und ohne andere Camper.

Strecke: 52 km, Castlegar - Bulldog Tunnel (am KVR)
Unterkunft: 0,- C$

Dienstag 15.08.2000

Die Tagestour begann mit einem spannenden Abschnitt der Strecke, wir mussten durch den Bulldog Tunnel. Dieser ist fast 1 km lang, aus unsere Richtung her gesehen machte der Tunnel etwa 100 m vor den Ende einen Knick. Das bedeutet, wir fuhren in ein völlig schwarzes Loch hinein. Mit der Taschenlampe versuchten wir das Dunkel etwas zu erleuchten, viel Glück hatten wir damit aber nicht. Hinter uns wurde der Tunneleingang langsam kleiner, das dort einfallende Licht war schon kurz nach den Tunneleingang nicht mehr zu sehen. Der Tunnel war ein in den Fels gehauener Stollen, die Decke und die Wände waren noch schwarz vom Rauch der Dampfloks. Wir waren froh als wir die letzten 100 m des Tunnels erreicht hatten und das Licht am anderen Ende sahen. Fahren konnten wir in den Tunnel übrigens nicht, wir mussten unsere Räder schieben.

Nach den Tunnel ging es noch einige Kilometer bergauf. Insgesamt hatten wir seit Castlegar etwa 60 km nur bergauf zurückgelegt. Die Anstiege waren aber auf der gesamten Strecke mit maximal 3 % kein Problem, dafür ging es aber auch dementsprechend lang bergauf. Auf der anderen Seite folgte dann eine längere Abfahrt bis nach Fife bzw. Christina Lake. Bis dahin wollten wir eigentlich schon am Vortag kommen, soweit aber zum Thema Plan und Realität. Es gabe noch einige kürzere Tunnel auf der Strecke, ausserdem mehrere sehr schöne Ausblicke in angrenzende Täler. In Christina Lake gab es mehrere Zeltplätze, wir fuhren zu dem der Strecke nächstliegenden. Dort müsste aber erst ein Zelt umgebaut werden, bevor wir einen Platz bekamen. Die Leute auf dem Zeltplatz waren echt nett, der Platz war von den Nachbarn unberechtigt belegt. Wir waren froh mal wieder duschen zu können, ausserdem konnten wir unsere Vorräte wieder aufbessern.

Strecke: 48 km, Bulldog Tunnel (am KVR) - Christina Lake
Unterkunft: 10,- C$

Mittwoch 16.08.2000

Wir hatten am Vortag von einem anderen Radler erfahren, dass auf dem nächsten Teil der Strecke wegen Pipelinearbeiten der Trail nicht zu benutzen war. Somit fuhren wir bis Grand Forks auf der Strasse. Am Ortseingang von Grand Forks wartete eine Überraschung, auf einem Schild wurden die Reisenden von einem russisch aussehendem Männchen begrüsst. Grand Forks war der Ort des Sonnenscheins und des Bortsch. Ab Grand Forks war die Bahnstrecke in den Trans-Canada-Trail integriert, eine Rad- und Wanderweg der ganz Canada durchquert. Der Weg war zu Beginn reichlich sandig und ging leicht bergauf, in der Mittagssonne für uns eine ziemlich anstrengende Sache. Der Ausblick über das Tal entschädigte aber für die Anstrengung.

Der weitere Weg war dann von wechselnder Qualität. Teilweise konnten wir die Strecke gut befahren, teilweise war die Strecke fast zum schieben zu schlecht. Somit erreichten wir Greenwood, dort gab es einen kleinen städtisch betriebenen Campingplatz, leider ohne Dusche. Die Stadt sollte laut unserer Unterlagen 7000 Einwohner haben, diese Zeiten waren aber wohl schon lange vorbei. Die meisten Geschäfte hatten geschlossen, glücklicherweise gab es aber noch einen kleinen Lebensmittelmarkt, somit war unser Abendessen gesichert. Der Campingplatz war übrigens für lau, die 5,-C$ wurden von niemanden kassiert.

Strecke: 71 km, Christina Lake - Greenwood
Unterkunft: 0,- C$

Donnerstag 17.08.2000

Die Nacht war extrem kalt, es ging bis auf 6 °C runter. Somit freuten wir uns am Morgen über die ersten Sonnenstrahlen. Von Greenwood aus fuhren wir auf der Strasse bis nach Midway, dies ist der eigentliche Startpunkt des Kettle Valley Railway. In Midway konnten wir unsere Vorräte nochmal auffrischen, der Ort verfügte über alle Einkaufsmöglichkeiten, die man dafür braucht. In Midway hätte es auch einen schön gelegenen Campingplatz, direkt am Fluss gegeben. Wir fuhren aber weiter, der Trail war auf den nächsten Kilometer sogar geteert. Wir nutzen in Teilen die Bahnstrecke, die teilweise parallel zu Strasse verlief, in Teilen wichen wir aber auch auf die Strasse aus. Ab Westbridge fuhren wir wieder durchgehend auf dem Trail. Kaum waren wir wieder auf den ungeteerte Weg aufgefahren, schon hatte ich wiedermal einen Platten. Dies war für uns schon nichts ungewöhnliches mehr, ich hatte eigentlich jeden Tag einen Plattfuss. Zu schmale Reifen, ein zu weicher Mantel und zu viel Gepäck sorgte jeden Tag für eine unfreiwillige Pause (jedenfalls für Kerstin, da ich ja mit dem Flicken des Schlauches beschäftigt war).

Der Weg führte jetzt schön entlang des West Kettle River. Nach einigen Kilometern kamen wir an einem Holzhäuschen vorbei, eine Art Unterstand, mit vielen Adressen von Radlern. Während wir uns das alles anschauten, kam der Besitzer des ganzen vorbei. Es war Paul, ein Original im Alter von 78 Jahren. Sein Vater hatte ein Leben lang für die Bahn gearbeitet, er selbst war u.a. Rennen gefahren und kannte somit auch Europa und Deutschland. Sein jetziges Hobby war der KVR, so zählte er u.a. jeden Radler der bei ihm anhielt. Im letzten Jahr waren es ca. 1500 Leute, wir bekamen auch unsere Nummer, die 936 für das Jahr 2000. Laut seiner Meinung fuhren pro Jahr nicht mehr als ca. 100 Leute bei ihm vorbei ohne anzuhalten. War echt interessant sich mit ihm zu unterhalten. Von ihm bekamen wir auch den Tip für den Little Dipper Campground, welcher von einer Deutschen betrieben wird. Diesen Tip befolgten wir dann auch, war eine echt gute Wahl.

Strecke: 65 km, Greenwood - Westbridge
Unterkunft: 10,- C$

Freitag 18.08.2000

Die Strecke am heutigen Tag führte vom Little Dipper Campingplatz zuerst entlang einer normalen Strasse. Kurz darauf ging es wieder auf den Trail, dieser zog sich schön entlang des West Kettle River durch das Flusstal. So fuhren wir ohne grosse Anstrengung bis nach Beaverdell. Dort machten wir einen Abstecher in den Ort, laut Reiseführer sollte es dort das älteste noch betriebene Hotel in British Columbia geben. Als wir uns das Hotel anschauten, kamen wir ins Gespräch mit der Besitzerin der "Trading Post" neben den Hotel. Sie erzählte uns etwas über das Leben in Beaverdell. Im Winter soll es dort total ruhig sein, mit viel Schnee und ohne Touristen. Das Hotel veranstaltet dann regelmässig Veranstaltungen, damit sich die Leute mal wieder treffen. Seit die Minen in der Umgebung des Ortes dicht gemacht hatten, stirbt der Ort langsam aus. Es gab zur damaligen Zeit 200 Einwohner in Beaverdell und 100 Hunde. War echt ein interessantes Gespräch, mit vielen Geschichten aus dem wahren Leben.

Wieder zurück auf den Trail mussten wir erstmals einen Fluss durch eine Fuhrt queren. Zum Glück stand das Wasser nicht allzu hoch, so dass unsere Klamotten in den Radtaschen trocken blieben, die nassen Füsse waren kein Problem. So kamen wir ohne Probleme auf die andere Seite des Wilkinson Creek. Eigentlich wollten wir an dem Tag bis zum Idabel Lake Resort fahren, nachdem wir aber bei der Lakevale Station an einer Art wildem Campingplatz entdecken, entschlossen wir uns dort zu bleiben. Wir mussten sogar richtig nach einem freien Platz suchen, so gut war der Platz belegt. Da das Wetter zwischenzeitlich reichlich schlecht war, war dies keine schlechte Entscheidung, es regnete bis zum frühen Abend ziemlich stark.

Strecke: 59 km, Westbridge - Lakevale Station
Unterkunft: 0,- C$

Samstag 19.08.2000

Am heutigen Tag ging die Strecke erst noch einige Kilometer bergauf, es war aber nicht allzu steil. Als Entschädigung gab es immer schöne Ausblicke entlang der Strecke. Besonders der Summit Lake war sehr sehenswert. Mit Myra Station hatten wir in 1270 m Höhe den höchsten Punkt der Strecke bis Penticton erreicht. Ab jetzt ging es nur noch bergab. Mit der Wahl des Wochentages für den nächsten Streckenabschnitt hatten wir den Hauptgewinn. Der Myra Canyon war einer der bekanntesten Abschnitte des KVR, es gibt 18 Brücken und 2 Tunnels auf einer Strecke von ca. 12 km. Jedenfalls war reichlich was los, zum Glück streckte es sich dann doch über die Strecke. Wir wurden öfters von anderen Radlern angesprochen, die meisten waren nur Tagesausflügler ohne Gepäck. Der Myra Canyon war echt eine Schau, die Strecke machte einen 180° Bogen, man hatte einen tollen Blick auf die Kulisse. Die Brücken hier waren übrigens gut gesichert, es gab Längsbohlen über den Schwellen und Handläufe. Ganz anders (aber irgendwie auch nicht so wild romantisch) wie zu Beginn der Strecke.

Unser Tagesziel war das Chute Lake Resort, insbesondere die letzten 10 km bis dorthin waren eine ziemlich üble Waschbrettpiste. Der Trail wurde auch als Anfahrt zum Campingplatz genutzt und war wohl deshalb auch in solch einem schlechten Zustand. Der Campingplatz war echt schön urig, das Office war gleichzeitig auch die Kneipe. Diese wiederum war mit allen möglichen alten Dingen, u.a. auch von KVR, vollgestopft.

Strecke: 76 km, Lakevale Station - Chute Lake Resort
Unterkunft: 10,- C$

Sonntag 20.08.2000

Die Nacht war ziemlich kühl, am Morgen dauerte es etwas, bis sich die Luft ausreichend erwärmt hatte. Es sollte aber ein schöner Tage werden, der erster Teil der Strecke bestand in einer langen Abfahrt im Wald. Somit mussten wir uns warm abziehen, um nach Penticton hinab zu fahren. Kurz nach der Abfahrt vom Campingplatz hatten wir am Trail eine Begegnung mit einem Schwarzbären. Ich sah den Bären reichlich spät, er mich aber auch. Somit waren wir beide ziemlich überrascht, der Bär zog es aber vor direkt im Wald zu verschwinden. Es war Sonntag und uns kamen jede Menge Radler entgegen. Diese hatten bergauf deutlich mehr zu kämpfen, als wir auf der Abfahrt. Obwohl auch wir vorsichtig fahren mussten, um nicht einen Sturz zu riskieren.

Der Ort Penticton lag am Okanagan Lake bzw. Okanagan Valley und war ein wichtiges Obstanbaugebiet in Canada. Wir wollten in der Gegend zelten und auch zwei Tage bleiben, die Campingplätze lagen südlich der Stadt, am Skaha Lake. Penticton war mit 27.000 Einwohner eine richtig grosse Stadt und hatte somit auch alle Annehmlichkeiten, die man in einer solchen Stadt erwarten kann. Dafür war der Campingplatz reichlich teuer. Da wir uns am nächsten Tag in Ruhe die Umgebung anschauen wollten, blieben wir zwei Tage hier.

Strecke: 68 km, Chute Lake Resort - Penticton
Unterkunft: 25,15 C$

Montag 21.08.2000

Heute konnten wir nach dem Aufstehen und dem Frühstück die Sachen am Zelt lassen und ohne Gepäck losfahren. Wir zogen los zu einer Rundfahrt um den Skaha Lake. Einen Teil der Strecke fuhren wir auf einem Highway, da eine Woche später ein Ironman Wettkampf in Penticton stattfinden sollte, trafen wir dort einige Triathleten, die auf der Radstrecke trainierten. Die Gegend des Okanagan Valley ist echt schön, das Wetter ist relativ mild, was sich auch in dem Obstanbau zeigte. Es soll Klapperschlangen dort geben. Nachfolgend eine Karte des Tales:

Okanagan Valley

Am nächsten Tag fuhren wir nördlich das Tal entlang und könnten noch einige schöne Ausblicke über das Tal geniessen.
Strecke: 52 km, Tour um Penticton
Unterkunft: 25,15 C$

Dienstag 22.08.2000

Zuerst ging es vom Campingplatz aus zurück nach Penticton, auf einem Radweg kamen wir autofrei bis in die Stadt. Auf der anderen Seite von Penticton konnten wir wieder auf den Trail auffahren und uns in Richtung Norden bewegen. Der Weg führte stetig bergauf, es war zwar steil, aber gut zu befahren. Das Wetter war toll, somit kamen wir trotz der frühen Stunde schon ins schwitzen. Nach einigen Kilometern erreichten wir die Brücke über den Trout Creek, dies war die höchstgelegene Brücke auf dem KVR. Direkt nach der Brücke mussten wir den Trail verlassen, da die Strecke zwischen West Summerland und Prairie Valley Station noch von Zügen befahren wird. Somit ging es auf der Strasse weiter, was eine ziemliche Plagerei war. Die Strecke war reichlich hüglig. Bis Foulder mussten wir auf dieser Strasse fahren, danach konnten wir wieder auf den Trail wechseln und von seinen moderaten Anstiegen profitieren. Im weiteren Verlauf fehlte eine Brücke, die Umgehung war reichlich schwierig. Es ging extrem steil im Wald bergauf, über eine Gravel Road kamen wir nach einigen Kilometern wieder zurück auf den Trail. Direkt an dieser Stelle gab es einen Forrest Campground, welchen wir gleich als Übernachtungsplatz nutzten. Da er mitten im Wald lag und wir ganz allein waren, mussten wir unsere Essenvorräte mal wieder bärensicher an einem Baum deponieren.
Strecke: 44 km, Penticton - Waldcamping
Unterkunft: 0,- C$

Mittwoch 23.08.2000

Die bärensichere Unterbringung der Lebensmittelvorräte war von mir nur suboptimal ausgeführt worden, der Ast an dem der Sack hing, brach in der Nacht ab. Falls Bären in dieser Nacht an unserem Zelt unterwegs waren, haben sie sich sicherlich krank gelacht. Na jedenfalls war noch alles da, somit konnten wir frühstücken und nach dem Packen weiter fahren. Nach einigen Kilometern erreichten wir das Ziel, welches wir eigentlich für den Vortag vorgesehen hatten, den Zeltplatz am Thirsk Lake. Unser heutiges Ziel war aber Princeton, bis dahin ging es bis zur Osprey Station weitestgehend bergauf. Dort hatten wir wiedermal die 1000 Hm Marke überschritten, dafür ging es danach auch fast nur noch bergab. Wir hatten noch ca. 50 km Fahrstrecke vor uns, die Abfahrt erforderte auch volle Aufmerksamkeit und je weiter wir wieder nach unten kamen, um so heisser wurde es. Am späteren Nachmittag erreichten wir aber den Ort Princeton, eine letzte Anstrengung gab es noch ganz am Ende. Wir fuhren vom Trail aus bis zum Princeton Castle Resort noch einige Höhenmeter nach unten, nur um dort zu erfahren das der Campingplatz oben am Trail liegt. Also hies es, return und wieder rauf bis zum Zeltplatz. Dieser war zwar einfach, hatte aber alles was wir brauchten, für eine gute Übernachtung.
Strecke: 75 km, Waldcamping - Princeton Castle Resort
Unterkunft: 15,- C$

Donnerstag 24.08.2000

Am Vorabend waren wir nicht mehr bis in die Stadt Princeton gekommen, diese lag noch etwa 4 km von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Diese Strecke legten wir heute zu Beginn unserer Tagestour zurück, dort konnten wir im Supermarkt auch unsere Essensvorräte wieder aufbessern. Nach einigen weiteren Kilometer auf dem Trail gab es eine böse Überraschung, auf dem Trail wurden grössere Erdarbeiten ausgeführt und das Sicherheitspersonal wollte uns auf Grund der Trucks, die dort unterwegs waren, nicht weiterradeln lassen. Wahrscheinlich wäre es mit der entsprechenden Vorsicht gegangen, somit mussten wir bis nach Coalmount ca. 18 km auf der Hauptstrasse zurücklegen. In einem Radladen bekamen wir aber noch den Tip, wie wir schon vorher wieder auf den Trail zurück kommen konnten. Die Strasse nach Coalmount war ziemlich bergig, der Weg dazwischen wieder zurück auf den Trail reichlich abenteuerlich. Es ging von der Strasse aus extrem steil bergab, auf dem Weg lag jede Menge Bärenscheisse, aber nach einiger Zeit hatten wir es geschafft. Die Bahnstrecke zog sich dann malerisch entlang des Tulameen River. Wir fuhren an Coalmount vorbei, überlegten am Otter Lake, ob wir dort schon zelten sollten, entschlossen uns aber dann doch für die Weiterfahrt. Unser Übernachtungsplatz wurde dann durch einen Platten festgelegt (der zweite an diesem Tag), direkt am Thyme Lake schlugen wir unser Zelt auf. Die Nacht verlief ruhig, keine Bären besuchten unser Zelt. Nur von der steilen Felswand hinter unserem Zelt bröselten immer mal kleinere Steine herunter, was bei der sonst absoluten Ruhe ringsum gut zu hören war.
Strecke: 55 km, Princeton Castle Resort - Wildcamping am Thyme Lake
Unterkunft: 0,- C$

Freitag 25.08.2000

Nachdem wir am Morgen in alter Tradition wieder alles gepackt hatten, ging es zurück auf den Trail. Der folgende Teil des Trails führte über einige Brücken, ausserdem gab es jetzt mehrere Gates, die das Farmland voneinander trennt und die auch über den Trail führten. Unser Tagesziel war Brookmere, dort wollten wir an der Conquihalle Lake Lodge übernachten. Nach etwa 2 h hatten wir unser geplantes Vortagesziel erreicht, Spearing Station bzw. das Burt Motel mit angeschlossenem Campingplatz. Die letzten Kilometer waren extrem schlecht zu befahren, da der Weg auch als Autozufahrt diente und deshalb eine extreme Waschbrettpiste war.

Wir erreichten Brookmere ohne Probleme, dann ging es noch weiter bis Brodie auf den Trail. Ab Brodie fuhren wir auf dem Coquihalle Highway weiter. Dies war für uns ein richtiger Schock. Der Highway entsprach einer deutschen Autobahn, es gab zwar einen breiten Seitenstreifen, aber es war reichlich was los auf der Strasse. Die Strasse führte stetig bergauf, natürlich hatten wir mal wieder Gegenwind und das Wetter war auch nicht so prickelnd. Wir schafften es aber relativ trocken auf den Campingplatz und bekamen problemlos einen Platz. Der Campingplatz war sehr schön, einen Schock erlebten wir aber in der Dusche. Das warme Wasser sollte 2,-C$ kosten und das kalte Wasser war wirklich eiskalt. Wir konnten aber kostenlos den Hot Tube (Whirlpool) im Freien nutzen. Das Wasser hatte etwa 40°C und war herrlich entspannend.

Strecke: 56 km, Wildcamping am Thyme Lake - Brookmere
Unterkunft: 16,- C$

Samstag 26.08.2000

Die ganze Nacht hatte es geregnet, auch am Morgen hatte es noch nicht aufgehört. Somit zog sich unser Aufbruch vom Campingplatz etwas in die Länge, da wir nicht im Regen losziehen wollten. Es regnete zwar immer noch leicht, als wir loszogen, aber es war nicht so schlimm. Was deutlich unangenehmer war, waren die kalten Temperaturen. Bis Hope fuhren wir fast durchgehend auf dem Highway, zuerst ging es noch bis auf 1200 m hoch, dann kam eine lange und steile Abfahrt. 10 km vor Hope verliessen wir den Highway, für ein letztes Mal ging es zurück auf den Trail. Ein Highlight stand uns mit den Othello Quintette Tunnels noch bevor. Diese lagen ca. 5km vor Hope und waren mehrere in den Fels gehauene Tunnel. Die Tunnel waren echt sehenswert. Sie dienten wohl auch als Kulisse für ein Stallone Film. Die Strecke zog sich wildromantisch am Coquihalla River entlang.

Am Ortseingang von Hope lag ein Zeltplatz, dort blieben wir hängen. Mit Hope hatten wir das Ende des KVR erreicht, von dort aus ging es am nächsten Tag auf normalen Strassen nach Vancouver. So liessen wir auf dem Zeltplatz in Hope bei einem schönen BBQ aber erst mal die Kettle Valley Tour ausklingen.

Strecke: 67 km, Brookmere - Hope
Unterkunft: 17,12 C$

Sonntag 27.08.2000

Für den heutigen Tag hatten wir die Weiterfahrt bis Vancouver geplant. Nachdem die Anfahrt auf grosse Städte meist nicht so toll ist (viel Verkehr, viele Strassen), wollten wir eigentlich mit der VIA Rail fahren. Nachdem wir uns an der Visitorinformation nach einer Fahrmöglichkeit erkundigt hatten, mussten wir erfahren dass man von Hope aus nur in Richtung Norden/Osten fahren kann. Nach Westen, nach Vancouver, hielten die Züge nicht in Hope. Also blieb uns doch nur das Radeln, entlang des Highway Nummer 7 ging es nach Westen. Die Strasse war gut zu befahren, es ging leicht bergab, immer parallel zum Fraser River. Die Strasse hatte einen breiten Seitenstreifen, somit waren wir gut vom restlichen Verkehr abgeschirmt. Wir kamen an den Harrison Hot Springs vorbei. Hinter Agassiz wartete noch eine nette Überraschung auf uns, ein 11%-tiger, ca. 2 km langer Berg. Der Rest der Strecke war dann aber gut zu befahren. Wir erreichten Harrison Mills und kurz danach kamen wir nach Kilby. Diesen Campingplatz hatten wir uns als Zwischenstation für eine Nacht ausgesucht, bevor es weiter nach Vancouver gehen sollte. In Harrison Mills gabe es einen kleinen Lebensmittelmarkt, somit konnten wir uns auch gut versorgen.
Strecke: 70 km, Hope - Kilby
Unterkunft: 12,- C$

Montag 28.08.2000

Nach dem Packen zogen wir bei strahlendem Sonnenschein aber kalten Temperaturen los, weiter Richtung Westen. Es ging immer noch entlang des Frazer Rivers. Die Strasse führte über eine Insel des Frazer Rivers, dann erreichten wir den Ort Mission. Dort startenden wir einen weiteren Versuch, mit der Bahn nach Vancouver zu kommen. Der West Pacific Express fährt von Mission nach Vancouver, aber nur 5 x am Morgen hin und 5 x am Abend zurück. In der Zeit in der wir dort waren, verkehrte kein Zug. Somit blieb uns wieder nur das Radeln. Die weitere Fahrt nach Vancouver verlief ohne Probleme, es ging durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, es gab aber auch schon grössere Wohnsiedlungen. Südlich von Vancouver, in Survey, blieben wir auf einem sehr schönen Zeltplatz. Für den nächsten Tag planten wir eine Überfahrt nach Vancouver Island, wo wir noch einige Tage verbringen wollten, bevor es wieder zurück nach Deutschland gehen sollte.
Strecke: 93 km, Kilby -Surrey
Unterkunft: 19,95 C$

Dienstag 29.08.2000

Heute stand die Fährüberfahrt nach Vancouver Island auf den Plan, somit mussten wir am Vormittag bis zum Fähranleger in Tsawwassen. Die Strecke war nicht übermässig weit (ca. 30 km), wir hatten bis zum frühen Nachmittag Zeit, aber es regnete seit dem Morgen ohne Unterbrechung. Somit mussten wir im Regen abbauen, im Regen radeln und wurden zusätzlich zu dem Wasser von oben noch von den Autos und Trucks von der Seite ausreichend eingeweicht. Dies war definitiv kein Wetter zum Radeln, aber wir wollten halt noch nach Vancouver Island, deshalb konnten wir nicht einfach auf dem Zeltplatz in Survey bleiben. Nachdem wir rechtzeitig an der Fähre angekommen waren und unsere Fahrräder sicher verstaut hatten, konnten wir uns die 1 ½ h im Passagierraum der Fähre wenigstens im trocknen aufhalten. Dann ging es auf den anderen Seite wieder runter vom Schiff, das Wetter auf Vancouver Island war auch nicht besser als auf dem Festland. Somit entschlossen wir uns auf der anderen Seite nicht mehr allzu weit radeln, ca. 2 km entfernt vom Fähranlieger war der Mc Donalds Park (hatte nichts mit der Fastfood Kette zu tun), dort blieben wir für eine Nacht. Viel passierte an dem Abend dann nicht mehr, da sich das Wetter an diesem Tag nicht mehr bessern wollte.
Strecke: 41 km, Surrey - Mc Donalds Park (Vancouver Island)
Unterkunft: 12,- C$

Mittwoch 30.08.2000

Das Wetter war am heutigen Tag am Morgen nur geringfügig besser, na ja es regnete wenigstens nicht mehr. Das Zelt war beim Packen noch total nass. Bis Victoria waren es gut 30 km, auf der Fahrt dorthin besserte sich das Wetter zusehens. Unser Ziel war der Thetis Lake Campground. Auf dem Campingplatz hatten wir Glück, wir bekamen einen Platz der keinen Parkplatz hatte, dafür schön oberhalb der anderen Stellflächen lag. Einen Sonderpreis bekamen wir zusätzlich noch. Nachdem unser Zelt stand, machten wir uns auf den Weg nach Victoria. Wir konnten den Galoping Goose Trail nutzen, welcher an unseren Zeltplatz vorbei ging und direkt bis in die Innenstadt von Victoria führte. Etwa 10 km waren es bis ins Stadtzentrum. Dort schlossen wir unsere Räder an und machten uns zu Fuss auf einen ausgiebigen Stadtrundgang. Anschliessend radelten wir noch den Scenic Drive entlang der Küste, eine schöne (Auto-)route durch die Stadt. Dann ging es wieder zurück zum Campingplatz.
Strecke: 76 km, Mc Donalds Park (Vancouver Island) - Thetis Lake Campground
Unterkunft: 13,90 C$

Donnerstag 31.08.2000

Eigentlich wollten wir heute nochmal weiter ziehen, nachdem der Zeltplatz aber eine günstige Lage und auch einen günstigen Preis hatte, blieben wir noch eine weitere Nacht dort stehen. Unser Ziel für den heutigen Tag war der Goldstream Park, dort wollten wir wandern gehen. An dem Park liegt auch ein schöner Zeltplatz, dieser hätte aber 18,-C$ gekostet. Am Zeltplatz bekamen wir ein Blatt, auf welchem die Wanderungen beschrieben waren. Die Wanderung führte durch tollen Regenwald, hin zum Mount Finlayson. Die letzten 1,5 km waren reichlich steil, der Blick vom Gipfel war auf Grund des diesigen Wetters leider nicht so toll. Der Rückweg zu unseren Fahrrädern führte dann über den Gold Mine Trail. Somit waren wir erst gegen 16.3o Uhr wieder an unseren Rädern. Jetzt hies es zurückzuradeln, dann nochmal weiter zum Einkaufen und wieder zurück zum Zeltplatz. Somit kamen nach der Wanderung doch noch einige Radkilometer zusammen.
Strecke: 34 km, Radtour Vancouver Island
Unterkunft: 13,90 C$

Freitag 01.09.2000

Auch heute blieb das Zelt stehen, wir blieben noch eine weitere Nacht stehen. Somit konnten wir direkt nach dem Frühstück losziehen, für heute hatten wir den Besuch der Butchard's Garden geplant. Für die Anfahrt hatten wir uns eine kleine Strasse ausgesucht, somit kamen wir ohne viel Verkehr bis dorthin. Der Eintrittspreis war nicht ganz ohne, die Gestaltung der Gärten war das Geld aber wert. Wir verbrachten den gesamten Vormittag in dem Garten und schauten uns die Anlagen ausgiebig an. Es war übrigens eine gute Entscheidung, gleich früh dort zu sein. Im Laufe des Vormittages füllte sich die Anlage immer mehr. Die meisten Gäste kamen mit Reisebusesen, deshalb traten die Gruppen immer sehr geballt auf. Gegen Mittag waren wir mit dem Garten durch und fuhren wieder zurück in Richtung Zeltplatz. Den Nachmittag nutzen wir noch, um den Galopping Goose Trail noch etwas Richtung Westen zu radeln. Der Weg war in diesem Bereich eine stillgelegte Bahnstrecke. Mit mehr Zeit könnte man diesen Trail auch ausgiebig entlangradeln. Uns blieb aber nur eine kurze Tour, bevor wir wieder zurück zu unserem Zelt radeln mussten.
Strecke: 66 km, Radtour Vancouver Island
Unterkunft: 13,90 C$

Samstag 02.09.2000

Heute hies es mal wieder alles packen, es ging zurück in Richtung Fähre. Für die Rückfahrt konnten wir unsere neuen Ortskenntnisse nutzen, somit radelten wir über den Galopping Goose, später über den Peninsula Trail in Richtung Norden. Die beiden Wege liegen abseits der Hauptstrasse, somit gab es kaum Verkehr (teilweise waren sie für Autos komplett gesperrt), ausserdem extrem flach. So fuhren wir am Mc Donald Park vorbei, auf welchen wir unsere erste Nacht auf der Insel verbracht hatten und erreichten kurz darauf den Fähranleger. Wir wollten nicht direkt nach Vancouver übersetzten, sondern noch einen Abstecher nach Salt Spring Island unternehmen. Dorthin fuhr eine kleine, offene Fähre, die Überfahrtszeit dauerte auch nur ½ Stunde. Dort angekommen wollten wir eigentlich zu Rackle Park radeln, dies hätte aber für den nächsten Tag eine ziemlich lange Radtour bedeutet, da wir dann ja nach Vancouver auf Festland zurück mussten. Also fuhren wir auf der Inselstrasse in Richtung Norden. Jetzt hatten wir aber das Problem, das wir keinen Zeltplatz mehr finden konnten. Die wenigen Plätze an denen wir vorbei kamen, waren alle ausgebucht, auch die Visitor Informationen konnte uns nicht weiterhelfen. Wir hatten das lange Labour Day Wochenende erwischt, deshalb waren mehr Leute als sonst unterwegs. Uns blieb nichts weiter übrig, als mit der Fähre wieder nach Vancouver Island zurück zu fahren, diesmal aber nach Crofton, welches schon vom Fährableger in Vesivius aus zu sehen war. Dort gab es direkt neben der Fährstation einen Campingplatz und dort bekamen wir auch einen freien Platz für eine Nacht, mit herrlichem Blick auf die Meerenge zwischen den beiden Inseln.
Strecke: 63 km, Thetis Lake Campground - Crofton (über Salt Spring Island)
Unterkunft: 15,- C$

Sonntag 03.09.2000

Von Crofton aus radelten wir heute in Richtung Norden, da wir am Montag von Nanaimo aus nach Vancouver übersetzten wollten. Von Crofton aus führte eine kleine Küstenstrasse bis Ladysmith, mit schönen Aussichten und wenig Verkehr. Es gab schön gelegene Wohnhäuser, ausserdem lagen noch Wandbilder (Murrals) auf unserem Weg, welche wir uns auch anschauten. Dieser Teil der Strecke war echt schön zu befahren. Hinter Ladysmith änderte sich das dann leider, wir mussten auf Highway Nr. 1. Da war es dann mit Ruhe vorbei, es gab viel Verkehr, teilweise war auch kein Randstreifen da, somit war die Fahrt kein grosser Vergnügen. In Nannaimo gab es einen Campingplatz direkt am Stadtrand, dort blieben wir dann für die letzte Nacht auf Vancouver Island.
Strecke: 59 km, Crofton - Nanaimo
Unterkunft: 16,- C$

Montag 04.09.2000

Die Strecke bis zur Fähre betrug nur noch ca. 8 km, somit war es kein Problem rechtzeitig vor der Abfahrt dort zu sein. Die Fähre zum Festland legte um 10.3o Uhr ab, unser Ziel auf der anderen Seite war die Horeshoe Bay. Über den Marine Drive ging es in Richtung Innenstadt. Die Strecke führte auf & ab, ging aber durch einige schöne Wohngegenden von Vancouver. Da wir nicht über die Lions Gate Bridge auf die andere Seite des Inlets fahren wollten, führte der weitere Weg durch Industriegebiete von Vancouver. Dann ging es über eine andere Brücke auf die andere Seite, in Richtung Downtown von Vancouver. Hinter uns tobte ein ziemliches Unwetter, es blieb aber in den Bergen nördlich von Vancouver, wir wurden verschont. Auf der anderen Seite des Inlets ging es in Richtung Osten, bis zum Burnaby Cariboo RV Park. Dieser hatte Platz für unser Zelt und lag "verkehrsgünstig" zwischen dem Trans-Canada Highway (nach deutschen Verhältnissen einer Autobahn) und einer Eisenbahn. Dies sagte uns die Frau an der Rezeption, verbunden mit dem Hinweis, dass es noch einen anderen ruhiger gelegenen Platz gibt. Wir entschlossen uns aber hier zu bleiben. Den Rest des Tages blieben wir in Burnaby, bis zur Innenstadt waren es noch etwa 30 km. Wir wollten eigentlich mit dem Skytrain in die Stadt fahren, dort durften wir aber unsere Räder nicht mitnehmen. So fuhren wir an diesem Abend nicht mehr in die Stadt und nutzten die Wellnessangebote des Zeltplatzes, wie das Hallenbad und den Spa. Insbesondere in der Nacht war es dann wirklich laut auf dem Campingplatz, speziell die langen Güterzüge sorgten für einen ziemlichen Geräuschpegel.
Strecke: 69 km, Nanaimo - Burnaby Cariboo RV Park
Unterkunft: 24,- C$

Dienstag 05.09.2000

Heute sollten die Fahrräder mal gänzlich stehen bleiben, wir fuhren mit dem campingplatzeigenen Van bis zu einem Einkaufzentrum mit, von dort mit dem Bus zum Skytrain und mit diesem dann in die Innenstadt. Wir hatten uns für den Tag zwei Tagestickets gekauft, somit standen die öffentlichen Verkehrsmittel für uns an diesem Tag zur freien Verfügung. Unser erster Weg führte nach Gastown, zur Besichtigung der Dampfuhr. Weiter ging es nach Chinatown und, nachdem wir einen Regenschauer in einem Einkaufszentrum abgewartete hatten, zum Stanley Park. Dann fuhren wir zum Abendessen kochen raus ans Zelt, um anschliessend nochmal in die Stadt zurück zu kommen. Mit dem Seabus ging es auf die andere Seite des Inlets, dabei hatten wir einen schönen Blick auf die abendlich-nächtliche Skyline von Vancouver. Gegen 22.oo Uhr waren wir dann endgültig zurück an unserem Zelt.
Strecke: 0 km,
Unterkunft: 24,- C$

Mittwoch 06.09.2000

Heute brach der letzte Urlaubstag für unseren Canadaaufenthalt an. Am nächsten Morgen sollte unser Flieger in Richtung Chicago/Frankfurt abheben. Auf dem Campingplatz durften wir noch bis zum späten Nachmittag stehen bleiben, dies hatten wir beim Einchecken schon abgeklärt. Somit hatten wir noch fast einen ganzen Tag für uns zur Verfügung. Also holten wir uns nochmal ein Tagesticket und fuhren mit verschiedenen Bussen nach Norden bis zum Lynn Canyon. Dort gab es verschiedene Wandermöglichkeiten im Regenwald und als Highlight eine grosse Hängebrücke. Es war ein schöner kleiner Park, der Abstecher dorthin hat sich gelohnt. Im nördlichen Teil von Vancouver fuhren wir dann Richtung Innenstadt, mit dem Seabus ging es auf die Seite von Downtown. Von dort aus fuhren wir mit dem Beach Bus bis zum Strand, auch wenn es zum baden zu kühl war. Dann ging es zurück zum Zeltplatz und gegen 17.3o Uhr zogen wir endgültig los zum Flughafen. Wir wollten diesen auf jeden Fall noch bei Tageslicht erreichen. Auf dem Weg zum Flughafen hatte ich noch einen letzten Platten, der Mantel am Hinterrad war an einer Stelle durchgeschliffen. Die Reparatur dauerte etwas länger, somit erreichten wir den Flughafen erst nach 21.45 Uhr, bei völliger Dunkelheit. Die Nacht verbrachten wir dann auf dem Flughafen, in den frühen Morgenstunden hob dann unser Flieger in Richtung Chicago ab, von dort aus ging es weiter nach Frankfurt. Der Rückflug verlief ohne Probleme.
Strecke: 31 km, Burnaby Cariboo RV Park - Flughafen
Unterkunft: 0,- C$